11. Potsdamer Schlösserfahrt

Zeitraum: Juni 2011 / Text: Marion D. / Fotos: Marion D.

An einem Wochenende im Juni machte Marion ihre erste (und sicher nicht letzte) Potsdamer Schlösserfahrt. Hier sind ein paar Eindrücke dieser Fahrt

Sonnabend,  04.06.11

Wir paddeln die Havel abwärts, am rechten Ufer entlang, biegen hinter dem Zeltplatz und unter der Eisenbahnbrücke hindurch in den Petzinsee und nehmen Kurs auf den Wentorfgraben.

Auf dem Schwielowsee angekommen biegen wir  nach rechts ab, erblicken auf der Gegenseite das „Ressort Schwielensee“

fahren weiter die Havel hinab, unter der Baumgartenbrücke hindurch und nehmen Fahrt auf in Richtung Werder.

Wildpark West bleibt  rechterhand und wir unterqueren die Eisenbahn-Brücke, um in den Großen Zernsee zu gelangen. Hier halten wir uns rechts und passieren Gut Schloss Holm 

Vor ca. 70 Jahren erholten sich hier – vor den Toren von Potsdam und Sanssouci – so bekannte Filmgrößen wie Marlene Dietrich, Marika Rökk oder Harry Piel von den Ufa-Dreharbeiten in Potsdam-Babelsberg. Aus dem berühmten Kurhaus von damals entstand nach umfassender Renovierung Gut Schloss Golm – heute wieder eine hervorragende Adresse für alle, die in Ruhe – direkt am Ufer des Gro§en Zernsees – und umgeben von einer idyllischen Natur speisen oder gar romantische Feste feiern wollen.

Weiter geht es durch die wunderschöne Wublitz Richtung Schlänitzsee

Die Wublitz (von „Voblica“ = slawisch für „Havel“ bzw. „kleine Havel“) ist ein Nebenfluss der Havel. Sie ähnelt einer Seenkette, die sich vom größtenteils verlandeten Wublitzsee bei Falkenrehde über Paaren, Marquardt und Grube an den Großen Zernsee, der von der Havel durchflossen wird, anschließt. An den zu großen Teilen unter Naturschutz stehenden Ufern der Wublitz liegen im Osten die Potsdamer Ortsteile Nattwerder, Grube und Marquardt, im Norden Uetz und im Westen der Werderaner Ortsteil Leest. Die Wublitz trennt die Insel Potsdam von der Insel Töplitz

Wir kreuzen den Sacrow-Paretzer-Kanal…

Die Gründe für den Bau dieses Kanals lagen in der Ausschaltung der damals schwierigen Brückendurchfahrten in Potsdam und Werder, der Verkürzung des Weges auf der Wasserstra§e um 13,5 km und der Vermeidung der Fahrt über den Schwielowsee, der vor allem bei höheren Windstärken aus westlicher Richtung der  damaligen Schifffahrt gefährlich wurde.

Mit den Arbeiten wurde 1874 begonnen. Schon 1876 konnte die Schifffahrt direkt zwischen Sacrow und Paretz verkehren und sehen rechterhand vor uns das Ziel:

Schloss Marquardt

Das neobarocke Anwesen diente als Herrensitz – zunächst den Schorins (1323), später den Wartenbergs und schließlich dem Schlosshauptmann Marquardt Ludwig von Printzen (1704-1708), der dem Ort seinen Namen gab. Nach einem verheerenden Dorfbrand erwarb im Jahre 1795 Hans Rudolph von Bischoffwerder Gut und Schloss.                                                    

Der Schlosspark von Marquardt, der heute unter Denkmalschutz steht, wurde nach einer eigenhändigen Planskizze von Peter Joseph Lenné im Jahre 1823 gestaltet.

1892 erwarb der Geheime Kommerzienrat Dr. Louis Ranené, ein bekannter Stahl-Handelsunternehmer aus Berlin, den Gutsbesitz und das Schloss.

1932 pachtete das Hotelunternehmen Kempinski das Schloss Marquardt und baute es zu einem Nobelhotel um. In der Folgezeit wurde es zu einem beliebten Ausflugsziel vor allem für die Berliner.

Während des 2.Weltkrieges diente das Schloss als Reserve-Lazarett.

1945 besetzte die Rote Armee das Schloss.

Im Zuge der Bodenreform wurde 1947 alles in Volkseigentum überführt. Das Schloss diente als Flüchtlingsquartier, Kindererholungsheim, Gehörlosenschule In den Jahren von 1958 bis Ende 1993 war das Institut für Obstbau und Obstzüchtung der Humboldt-Universität Berlin dort untergebracht.

Seit dieser Zeit steht das Schloss leer. Es wird gelegentlich in Verbindung mit dem Park für Veranstaltungen vermietet und diente für zahlreiche Filme als Kulisse.

Gelegentlich wird das Schloss für Hochzeiten, Tanzabende, Lesungen oder Konzerte vermietet.

Näheres über Schloss und Park erfahren wir bei der Führung mit dem Ortsbürgermeister Herrn Dr. Wolfgang Grittner.

Zum Ort ist zu sagen:

Marquardt ist ein altes märkisches Dorf in idyllischer Lage, das zwischen Wublitz, Schlänitzsee und Sacrow-Paretzer Kanal liegt.

Den Ortsnamen Marquardt gibt es erst seit 1704, als der einflussreiche Schlosshauptmann und Direktor des Lehnswesens Marquard Ludwig von Printzen den Gutsbesitz Schorin zum Lehen erhielt. König Friedrich I. gestattete dem späteren Minister und Oberhofmarschall, das Dorf nach seinem Vornamen umzubenennen. Historische Bedeutung erlangte der Ort 1795, als der General und enge Vertraute des Königs Friedrich Wilhelm II., Hans Rudolph von Bischoffwerder, Marquardt als Ruhesitz erhalten hat. Der König kam nicht nur als Pate des noch im gleichen Jahre geborenen Stammhalters nach Marquardt, sondern auch als Mitglied des Rosenkreuzer-Geheimbundes, um hier an den spiritistischen Sitzungen in der so genannten „Blauen Grotte“ teilzunehmen.

Theodor Fontane widmete Marquardt und den „Geheimen Gesellschaften“ in seinen Wanderungen durch die „Mark Brandenburg“ ausführliche Kapitel.

Der ursprüngliche Siedlungscharakter Marquardts änderte sich erst nach 1970, mit zunehmender Bedeutung als Wohnort inmitten des Havelländischen Obstanbaugebietes. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich und hatte im Jahre 2002 die 1000 überschritten. Marquardt ist heute ein Ortsteil von Potsdam mit einer modernen Infrastruktur. Die unmittelbare Verkehrsanbindung an die Bundesstraße 273 und an den Berliner Ring der Bundesautobahn A 10 sowie ein regelmäßiger Bahn- und Busverkehr gewährleisten eine schnelle Erreichbarkeit von Potsdam und Berlin.

Nachdem wir die Wublitz durchfahren haben, gelangen wir in den Zernsee,

halten uns rechts, und fahren dann zur Kaffeepause an die Regattastrecke Werder.

Diese liegt zwischen dem „Festland“ und der Altstadt-Insel.

Werder. Werder bedeutet „Insel im Fluss“ , die Inselstadt ist gleichzeitig die Altstadt.

Die Stadt Werder wurde erstmals 1317 erwähnt. Seit dem 26. Oktober 2003 ist Werder mit 8 Ortsteilen auf 115,9 km2 und über 23.000 Einwohner gewachsen.

Die wirtschaftliche Entwicklung Werders vollzog sich besonders seit dem 18. Jahrhundert rasch und wechselvoll. Neben der Fischerei, dem Wein- und dem Obstbau waren Brauereien und Ziegeleien bedeutend und prägten Stadt   und Landschaft. Mit dem Rückgang der Ziegelproduktion um die Jahrhundertwende entstand die fabrikmäßige Obstverarbeitung und verschiedene Industriebetriebe siedelten sich an.

Zu  DDR-Zeiten war Werder  das Zentrum des Havelländischen Obstanbaugebietes, in dem fünf große Obst- und Gemüsebaugenossenschaften 12.000 Hektar bewirtschafteten

Nach 1989 wurden die Genossenschaften aufgelöst. Jetzt ist man dabei, verwilderte Flächen nach und nach wieder – unter Vermeidung der gemachten Fehler – in den örtlichen Gegebenheiten angepasster Weise wieder neu zu bepflanzen.

Die Entdeckung Werders in dieser Zeit als „touristische Attraktion“ – besonders zum Baumblütenfest, das seit 1879 gefeiert wird – belebte die Gastronomie und besserte das Einkommen der Obstbauern auf.

Das bekannteste und größte Baumblütenfest im Osten Deutschlands ist ein wahres Volksfest, zu dem  jährlich an neun Tagen bis zu 500.000 Menschen kommen, um sich an den blühenden Obstgärten zu erfreuen und die fruchtigen Obstweine zu genießen.

Gestärkt durch Kaffee und Kuchen fahren wir durch die kleine Inselbrücke hindurch Richtung  Baumgartenbrücke, danach in den Schwielowsee, halten uns hier immer am linken Ufer bis zu einer kleinen Einmündung, dem Wentorfgraben.

Wir fahren durch ihn hindurch und kommen in den Petzinsee, den wir durchqueren, fahren unter einer Eisenbahnbrücke in den Templiner See, halten uns linksseitig und kommen dann, kurz vor der nächsten Eisenbahnbrücke wieder an unserem Bootsplatz (Start) an.

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Alternativtour für Nimmermüde:

Gestärkt durch Kaffee und Kuchen fahren wir durch die kleine Inselbrücke hindurch Richtung  Baumgartenbrücke, danach in den Schwielowsee, vorbei am Wentorfgraben und geradezu Richtung Strandbad Caputh. 

Die Spitze der Halbinsel wird umfahren und  wir biegen nach links in das Caputher Gemünde.

Wir queren die 150 Jahre alte Seilfährverbindung für die Orte Geltow (links) und Caputh, passieren den rechterhand liegenden Ort  und erblicken rechts Schloss Caputh.

Caputh. Das erstmals 1317 erwähnte, selbständige Dorf Caputh schloss sich am 31. Dezember 2002 mit den Gemeinden Ferch und Geltow zu der Gemeinde Schwielowsee zusammen. Neben seinen landschaftlichen Reizen, die anziehend auf Wassersportler und Wanderer wirken, wurde das Blütendorf durch das Schloss Caputh, die Ortskirche und Einsteins Sommerydill bekannt. Über das Caputher Gemünde, eine Engstelle der Havel zwischen dem Templiner See und dem Schwielowsee, gibt es seit über 150 Jahren die Fähre Caputh. Diese verbindet Geltow mit Caputh.  

Der kleine kurfürstlich-königliche Landsitz, Schloss Caputh ist der einzige erhaltene Schlossbau der Potsdamer Kulturlandschaft, der die Zeit des Gro§en Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg repräsentiert. Nach umfangreichen Bau- und Restaurierungsarbeiten durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ist das Schloss Caputh seit 1999 als Schlossmuseum der Öffentlichkeit zugänglich. Zum Schloss gehört ein kleiner Landschaftsgarten, in dem noch Spuren des ehemaligen barocken Gartens zu finden sind. 

Im Templiner See angekommen orientieren wir uns auf die linke Uferseite und kommen dann, kurz vor der nächsten Eisenbahnbrücke wieder an unserem Bootsplatz (Start) an.

Sonntag, 05.06.2011

Nachdem wir das Bootshausgelände verlassen haben, paddeln wir nach links unter der Eisenbahnbrücke hindurch havelaufwärts in Richtung Potsdam.

Anschließend fahren wir vorbei an der Fähre Herrmannswerder, lassen das Fahrwasser der Havel rechts liegen, und paddeln geradeaus durch die Eisenbahnbrücke in die Neustädter Havelbucht.
Besonders auffällig ist hier die „Moschee“.
In ihrem Inneren befindet sich eine Dampfmaschine zur Versorgung der Fontänen im Park Sanssouci. Im Stil orientierte man sich an der maurischen Kathedrale von Cordoba, wobei die Zweckmäßigkeit im Vordergrund stand. So diente das Minarett als Schornstein.

An den Planitzinseln vorbei fahren wir zum Potsdamer Hafen.

Wir unterqueren die Lange Brücke, deren Umbau noch nicht ganz abgeschlossen ist und bleiben links in der „Alten Fahrt,

Wir fahren in der Alten Fahrt weiter.

Ins Auge fällt ein futuristisch anmutender Turm, der in seiner Gestalt an die barocke Heiliggeistkirche erinnern soll, die dort bis 1945 stand.
Mit dem Turm der Garnisonkirche und der Kuppel der Nikolaikirche prägte der Turm der Heiliggeistkirche die markante Silhouette Potsdams. 1997 wurde an dieser Stelle ein Seniorenheim errichtet. Frei nach Berliner Schnauze heist der Turm darum auch
„Seniorenabschussrampe“.

Rechter Hand mündet das paddelbare Flüsschen Nuthe in die Havel. Wir fahren jedoch nach links zur Humboldtbrücke in den Tiefen See, bleiben aber auf der rechten Seite.

Auf der linken Seite fällt uns sofort das rote, etwas futuristisch anmutende Dach des neuen Potsdamer Theaters auf, das im Jahre 2006 eröffnet wurde.

Wir durchfahren die Glienicker Brücke, genau auf der ehemaligen deutsch-deutschen Grenzlinie. In den Jahren 1962, 1985 und 1986 kam es auf der Brücke zu drei spektakulären Austauschaktionen  internationaler Agenten aus Ost und West.

Wir fahren zurück in den Tiefen See, Richtung Theater, und bleiben jetzt auf der nunmehr vor uns liegenden rechten Seite.

Etwa 300 m vor dem Theater legen wir an den Stegen des Grundstücks einer z. Zt. unbewohnten Villa mit Park an.
Wir befinden uns auf dem Parkgelände der Villa Tummeley.

Auf demselben Areal liegen die Softwareschmiede Oracle und das Auto-Design-Zentrum von VW. Doch dazu bei der Führung mehr.

Da es den direkten Weg jedoch noch nicht gibt, begeben wir uns per pedes nach dem Verlassen des Grundstücks auf der Berliner Str. nach links zur Schiffbauergasse und dort wieder nach links in die selbige in Richtung Theater.

Dort erwarten uns die Stadtbilderklärer.

Nach der Führung verlassen wir das Privatgelände, den Park der Villa Tummeley.
Zurück geht es auf eigene Faust.
Empfehlenswert ist dabei als alternative Teilstrecke der Rückfahrtroute nach Unterquerung der Eisenbahnbrücke am Hafen der Weißen Flotte die Geradeausfahrt durch den Judengraben.

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