Ende März, bei frühsommerlichem Wetter, beschloss ich spontan die Leine-Frühlingsfahrt unter Corona-Bedingungen zu paddeln. Bei Peter Jarmer einen Termin mit Uhrzeit gebucht, meine sieben Sachen gepackt und das Faltboot eingetütet, das gefühlt schon wieder eine Ewigkeit im Keller lag.
Am nächsten Morgen ist es noch sehr frisch, aber mit Straßenbahn und Zug bin ich schon vor 9 Uhr am Startplatz in Neustadt. Das Boot lässt sich zügig aufbauen, schnell noch ein Beweisfoto gemacht und um 10.30 Uhr geht es los. Der Wasserstand ist bei anderthalb Meter; nicht soviel wie letztes Jahr, aber ausreichend.
Das Wasser plätschert dahin, die Vögel zwitschern und augenblicklich fällt der ganze (Corona-)Stress von mir ab. Was für ein Mikro-Abenteuer fast vor der Haustür. Unbezahlbar.
Ein Eisvogel, Graureiher, die Lerchen tirilieren, die üblichen Stockenten, mit viel größerer Fluchtdistanz als in Hannover. Viele krakeelende Nilgänse, Störche auf den Nestern und drei Kormorane auf einem abgestorbenen Baum, die zeternd davonfliegen wenn ich mich nähere.
Langsam wird es wärmer. Punktuell begleitet mich der Gülle-Gestank, der wohl hier im Frühjahr unvermeidlich ist. Hohe abgebrochene Ufer, die von der Kraft des Hochwassers zeugen; eine Birke ist den Hang hinabgerutscht. Mir fallen die vielen Elektrozäune auf.
Paddeltechnisch gibt es keine Probleme. Vorbei an Basse und Helstorf.
Meine erste und einzige Pause absolviere ich zur Halbzeit nach 26 km auf einer Kiesbank. Dann folgen Niedernstöcken und Schwarmstedt. Gut zu merken, immer schön im 10 km Abstand. Ich treffe eine Gruppe Paddler und überhole sie zügig. Irgendwann hat man seinen Rhythmus gefunden.
Jetzt kommt das Stück, wo einem so langsam die Arme schmerzen und der Rest auch. Das nächste Ziel ist die Aller und dann ist es fast geschafft. Noch ein paar Schlauchbootfahrer, die kaum glauben können, dass ich aus Neustadt komme (und das an einem Tag). An der Meiße-Einmündung treffe ich ein Ehepaar, das vor mir angekommen ist. Mit letzter Kraft gegen die Strömung und hinter der Brücke links raus. Geschafft: 51 km, 16:45 Uhr, über sechs Stunden diesmal, aber es ist ja Sommerzeit.
Für die Wertung als DKV-Fahrt mache ich noch ein Erinnerungsfoto. Dann lege ich alles ausgestreckt auf den Rasen und packe meine Sachen wieder zusammen, bevor es zurück zum Bahnhof geht.
Ein unvergesslicher Tag geht zu Ende. Bis zum nächsten Jahr.
Schöner Bericht!