Wellemachen gegen Plastikmüll

Zeitraum: Juli 2018 / Text: / Fotos:

Nach einem Aufruf in der Paddelgemeinde, initiiert durch Nick Hutchings von Greenpeace Hannover und unterstützt durch meine Wenigkeit, trafen sich am Samstag den 21. Juli 2018 insgesamt 54 motivierte Paddler und GP-Botschafter, um auf die Verunreinigung durch Plastikmüll in unseren Gewässern aufmerksam zu machen.

Eine spannende Mission begann, von der wir zu Beginn nur schwer ausmachen konnten, welches Ausmaß diese annehmen würde. Beteiligt haben sich 3 Kanuvereine im Bezirk Hannover: der Hannoversche Kanu-Club von 1921 e.V., der Kanu Club Hameln e.V., und wir natürlich. Bei uns im KSC Hannover lag das sogenannte „Epizentrum“. Von hier aus starteten 13 Greenpeace-Botschafter mit einer Crew von 21 KSC´lern, sowie 5 Gastpaddlern und die Kanuten vom KC Hameln. 4 Kanadier, jeweils besetzt mit 2 Paddlern, dienten als „Müllauffangstation“, während die anderen Kanuten in ihren Einerkajaks ausschwärmten, um die Leine in ihrem Flussbett und an den Ufern von Plastikmüll zu befreien. Auf einer Strecke zwischen dem KSC-Bootssteg, Ihmezentrum und Landtag wurden in nur 3 Stunden Unmengen an Müll zusammengetragen.

Beim Hannoverschen Kanu Club von 1921 e.V. organisierte Katrin G. Eine Gruppe von 12 Kanuten, die die Leine ab Schnellen Graben bis zum Landtag befuhren. Auch hierbei halfen 2 Greenpeace-Botschafter mit dem bewährten Sammelsystem eine beachtliche Menge an Plastikmüll aufzufischen.

Insgesamt wurde bei dieser Aktion in knapp 3 Stunden an die 5 m³ Müll zusammen getragen. Das war erschreckend. Dabei wurden u.a. diverse Rucksäcke, Büro- und Gartenstühle, Grillsortiment, Matratzen, Schlafsäcke, Isomatten, Elemente von Absperrzäunen, Europaletten bis hin zu Einkaufswagen aus Super- und Baumärkten und leider auch viele Geldbörsen, auf die unserer freundlichen Helfer ein Auge warfen, aus der Leine geborgen. Das machte Eindruck. Nicht nur bei uns Kanuten auch bei den Reporten von der Neuen Presse die, eingeladen durch Greenpeace Hannover, bei uns zu Gast waren.

Dieser „Fangfrische Plastikmüll aus Hannover“ wurde durch Nick H. und seinen Greenpeace-Botschafter öffentlichkeitswirksam am darauffolgenden Sonntag am Ufer des Maschsees, Ostufer Ecke Nordufer, ausgestellt. Der freie Stand von Greenpeace ließ kaum einen Passanten unbemerkt an der Situation vorbei. Die zahlreichen GP-Botschafter informierten die Spaziergänger ausführlich über unsere Aktion, über die verheerenden Ausmaße der Verunreinigung in den Meeren durch Plastikmüll und riefen zur Nachhaltigkeit auf. Bei meinem Besuch an diesem Stand sah ich in viele erschrockene Gesichter und denke, das uns eine – wenn auch kleine – Sensibilisierung der Menschen zu diesem Thema gelungen ist.

Ich sage: DANKE ihr lieben Helfer, das war klasse! Auch darf ich euch einen besonderen Dank von Dr. Albert Emmerich, Präsident des Landes Kanuverbandes Niedersachsen, aussprechen. Ebenfalls aus dem Hause AHA (Abfallwirtschaft Hannover) gab es ein großes Lob an un alle. Zudem spendete der Kapitän des Fahrgastschiffes „Wappen von Hannover“ eine große Portion Kuchen an die aktiven Kanuten. Eine tolle Geste. Da sagen wir von hier aus: DANKE.

Besonders bedanken möchte sich Nick Hutchings von Greenpeace Hannover, mit folgenden Worten:

Moin zusammen,

es war wirklich überwältigend! Wir haben eine riesige Menge Müll aus den Hannoverschen Gewässern „gefischt“ und am Maschseeufer ausgestellt. Viele Passanten blieben stehen und informierten sich über das Problem Plastikmüll und über die Möglichkeit selbst weniger Müll zu produzieren. (…) die Teilnahme und Unterstützung die wir erfahren haben war überwältigend! (…) Am Samstag waren 38 Paddler vom Kanu Sport Club Hannover (KSC Hannover) und Hannoverschen Kanu Club von 1921 (HKC) dabei, die uns mit Booten, Ausrüstung, tatkräftiger Unterstützung, guter Laune, Kaffee & Kuchen und Freundschaft willkommen geheißen haben. Herzlichen Dank an alle Paddler, besonders an Katrin G. vom HKC v. 1921, und vor allem Nicola D. vom KSC Hannover für die Organisation & Koordination der Paddler! (…) Die schiere Menge an Müll hat uns alle überrascht. Es waren mindestens 5 Kubikmeter. (…) Zusätzlich ein Haufen sperriger Teile: Straßensperren, Supermarktkarren usw. die nicht auf den Anhänger gepasst hätten und vom KSC Hannover über den Sperrmüll entsorgt wurden. (…) Die Neue Presse und die HAZ, sowie Hallo Linden Limmer haben berichtet. Insgesamt ist die Aktion wirklich toll gelaufen!!
Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!

LG Nick

Diese Aktion lief zu dem Thema „Plastikfreier Juli“ zu der verschiedene Umweltorganisationen aufgerufen hatten. Im Fernsehen gab es viele Dokumentationen zu dem Thema Plastikmüll in den Meeren und in den Nachrichten stellte sich heraus, das Deutschland den Titel des EU-Meisters trägt in der Verwendung von Verpackungsmaterialien. Das ist traurig. Doch auch innovative Projekte haben sich in Deutschland aufgetan, um der Beseitigung des Meeresmülls zu Leibe zu rücken: z.Bsp. Gibt es die „Seekuh Lübeck“, ein sehr weitreichendes, privates Projekt welches im großen Stil den Plastikmüll aus dem Meer fischt und dieser weiterverarbeiten kann:

Zum anderen gibt es eine Studie, hervorgebracht von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, ICBM – Terramare, durch Rosanna Schöneich-Argent, Doktorandin (AG Geoökologie);Projekt Makroplastik in der südlichen Nordsee – Quellen, Verbreitungspfade und Vermeidungsstrategien;

Mit dem Ausbringen von sogenannten „Driftern“ erforscht Frau Schöneich-Argent den Weg des ausgeworfenen Plastikmülls an den Küsten. Diese kleinen Holzklötzchen (erstes Foto im Bildbericht) sind mit einem Text versehen, der den Finder dazu auffordert, den Fundort des Drifters über eine Webseite zu melden. Anhand der gemeldeten Daten kann der Weg nachvollzogen und berechnet werden. Die Studie dient dazu, den Ausgangspunkt des entsorgten Mülls ausfindig zu machen und ggf. den Verursacher herauszufinden. Ein beachtliches Werk.

Warum ich hierauf zu sprechen komme? Ganz einfach: bei unserer Aktion wurde ein Drifter gefunden. Ein stark verunreinigter Holzklotz, den ich zuerst zum Kaminholz stellte, entpuppte sich nach gründlicher Reinigung als eben solcher. Nachdem ich Kontakt zum Institut Oldenburg aufgenommen hatte, erfuhr ich durch Frau Schöneich-Argent, das diese Studie u. a. auch das Verhalten von Menschen unbeabsichtigt mit ein beschließt. Am 06.04.2018 wurde der Drifter mit seinen 799 Kollegen in Norddeich ins Fahrwasser ausgesetzt. Wurde wohl an der Küste gefunden, jedoch nicht gemeldet und statt dessen nach Hannover transportiert und hier von dem „Spaßvogel“ in die Leine geworfen. Trotzdem war es schön zu erfahren, dass es auch ehrliche Finder gibt, denn bisher wurden 331 Kollegen „unseres“ Drifters mit einem realen Fundort gemeldet. Nun steht der „verkorkste“, dennoch geschichtsträchtige, Drifter Nr. 0xxxxx symbolisch für all jene Projekte, die sich dem Thema „Wellemachen gegen Plastikmüll“ angeschlossen haben, in meinem Regal und gibt Kraft zum weitermachen.
Seid ihr auch dabei?

Nicola

Hier sind erst mal die Offleine-Medien, die über diese Aktion berichtet haben:

Neue Presse (23. Juli)

Hallo Linden Limmer (24. Juli)

Hannoversche Allgemeine Zeitung (24. Juli)

Ganz besonders freut uns der kleine aber feine Bericht des:

Hannoversche Kanu-Club von 1921 e.V.

vielen Dank hier vor allem an die Fotografeure: Ferdi H. und Karlheinz B., der Ferdi hat auch diese tolle Collage zusammengestellt

Auch diese haben mit der bewährten Sammel-Einer und Entsorgungs-Canadier Strategie die Leine oberhalb der Wehre deplastifiziert

und sind eindeutig die Gewinner in: Wer schleppt das größte Stück ‘Altplastik‘ an 😉

Der Kapitän ist nicht zu sehn

Durch ihre Lage direkt am Maschsee konnten sie den fangfrischen Plastikberg von Nick und seiner Truppe am Maschseeufer am Sonntag sofort ansteuern und dokumentieren

Nick hatte immer alles im Blick

Nick und sein ‘best man‘ Yannik meinte ich natürlich (v.r.n.l.)

muss wohl seehr früh am Sonntag gewesen sein..aber Respekt an alle!

Das Hauptproblem ist ja langfristig nicht das mit dem bloßen Auge sichtbare Plastik, sondern die Mikropartikel, welche sich von ganz unten in die Nahrungskette ‚einschleichen‘


Und ab hier kommen jetzt jede Menge Bilder von Nicola und mir. Nicola hat ja die Bilder an Land gemacht, ich habe mich mit meiner Tupperschüssel direkt in die Plastikmüllfront gestürzt und dann auch noch ein paar Endzeit-Bilder auf dem Gelände gemacht

Hier ist der von Nicola gefundene und oben ausführlich beschriebene Drifter, der mit seinen 799 Kollegen in Norddeich im Fahrwasser ausgesetzt wurde und hier in der Leine gefunden wurde, die er sicher nicht auf natürlichem Weg erreicht hat

Die Mutter aller Drifter waren 3 Container mit 28800 u.a. gelben Plastikentchen, die am 10. Januar 1992 mitten im Pazifik über Bord gegangen sind und dann während der nächsten Jahrzehnte fast weltweit angespült wurden

hier sieht man die versammelte Mann- und Frauschaft beim Versammeln und Empfangen der paddeltechnischen Anweisungen

Und hier hat auch Nicola am Sonntag Meister Nick und seine Plastikgebirge am Maschsee festgehalten

Nun wurde es ernst, das Müll-Sammelfloß wurde an unseren Steg angedockt. Und alle Müllmänner und Frauen wasserten nach und nach..

die ersten Säcke der Sammler in Vereinsnähe waren schnell gefüllt

Unsere Abordnung war ja für die Ufer ca. 1 km bis zur Mündung der Stadt/Mühlenleine in die Ihme (ab da bis zur Mündung in die Aller, also auch bei uns, ist es dann die Leine) und dann diesen Leineabschnitt durch die Calenberger Neustadt mitten durch die Innenstadt bis zum hohen Ufer (Hannover) zuständig,
Deswegen kommt jetzt eine Menge meiner Bilder vom Epizentrum der Plastristophe

da ging es mit vollem Einsatz mitten in‘s Gebüsch

Hier hat ein Vogel sein Nest schon mit einem hohen Anteil Plastik als Nistmaterial gebaut, wirklich erschreckend…das werde ich im Herbst nach der Brutzeit entsorgen

Da hatte ich mich dermaßen im Dickicht festgefahren, daß ich aussteigen musste

Hallo Herr K. (ja, der heisst auch so 😉

Wenn du bis zum Kinn in der Shaice sitzt – lass bloß den Kopf nicht hängen!

Hier bog ich mit meinem Turmboot am Strandleben vorbei in die Stadtleine und war wirklich erleichtert, dort gleich einen Sammelcanadier anzutreffen.

Nick dokumentierte meine dritte volle Ladung auf dem Vordeck

Und hier mein Meisterstück: ein Bürostuhl, wo mein Gleichtgewichtsinn und die (halbe) Eskimorolle gegeneinander paddelten, das auch noch mit Gegenverkehr

Zum Glück war der Sammelcanadier mit Käptn Stephan B. nicht weit. Der war dann auch sehr schnell voll. Bin noch ein Stück Richtung Flohmarktbrücke gepaddelt, habe das Deck noch mal bis kurz vorm Kippunkt vollgeballert und dann ging es mit vorsichtig voller Kraft zurück.

Auf dem Floß war ordentlich schon was los. Ich hab alles einfach dazugepackt

und war heilfroh, als ich das Gammelboot auf den Steg und mich in die Leine schmeissen durfte

Am Steg wurden dann die offiziellen Pressefotos gemacht

Mit vereinten Kräften wurden die Müllnadier übern Deich gewuppt

und auf dem Hof ausgekippt, dann begann das große Sortieren, und ein allgemeiner fröhlicher Absackmodus mit grillen und chillen

das ist der Container mit dem Plastikmüll, der am Sonntag früh abgeholt wurde

und das der traurige Rest vorm kurzfristigen Kanu Schrott Club Hannover…

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