Baltrum September 2023

Zeitraum: 16./17. September 2023 / Text: Mario K. / Fotos: die Teilnehmenden

Mal etwas anderes – Zur See statt zum See

Neben den gewohnten Wander- und Wildwasserfahrten bot der KSC-Fahrtenkalender 2023 eine besondere Herausforderung: Eine Wochenendtour nach Baltrum mit Übernachtung im Zelt im dortigen Hafen. Das Fahrtenangebot stieß auf reges Interesse und die Teilnehmerliste wuchs stetig. Es zeigte sich aber auch, dass das Wissen im Bezug auf Seekajak und hohe See bei Vielen noch Neuland ist. Bei der Ankündigung der Route, z. B. „Vom Yachthafen Dornumersiel über die A9/B26 zum Wattenhoch“ wussten die Eingeweihten natürlich, dass es sich um eine Tonne handelt und nicht um Autobahnen und Bundesstraßen. Eine prima Gelegenheit neues Wissen zu vermitteln bzw. noch einmal aufzufrischen und so gab es im Vorfeld der Tour noch einen Sicherheitskurs zu Land und zu Wasser, wo auch das Thema der Navigation auf See behandelt wurde.

Aufladen und ab geht’s nach Dornumersiel/Accumersiel

Am Samstag versammelten wir uns in aller Früh am KSC, um rasch die Boote auf den Anhänger aufzuladen. Dann fuhren wir ökologisch vorbildlich zu acht in einem (!) Fahrzeug mit Anhänger Richtung Yachthafen Dornumersiel. Um 11 Uhr wollten wir alle im Wasser sein, um zur rechten Zeit am Wattenhoch zu sein. Das Timing spielt im Tidengewässer eine besondere Rolle, denn Ebbe und Flut kommen pünktlich, und man möchte sich natürlich nicht auf dem Trockenen festfahren und idealerweise sogar von der Strömung profitieren. So waren wir dann auch mit einer kurzen Pause und ausreichend Puffer am Yachthafen angekommen. Schnell alles vorbereitet, umgezogen und das Auto umgeparkt und schon konnte es pünktlich um 11 Uhr losgehen.

Von Accummersiel über die Tonne A9/B26 zum Wattenhoch

Über die Rampe des Yachthafens über das Hafenbecken geht es zunächst entlang der noch beprickten Accumer Balje in Richtung erster Tonne AB3, wo sich abseits des geschützten Leitdamms sofort eine andere Strömung einstellt. Da die Wattflächen bereits geflutet sind, als wir losgefahren sind, ist bereits jetzt rechts und links von uns eine weite, glatte Wasserfläche. Wir fahren entlang der Tonnen in Richtung der Fahrwasserteilungstonne A9/B26. Es sind kaum (motorisierte) Boote unterwegs, dazu ist es windstill, sodass es für Paddler mit wenig Seeerfahrung ein guter Einstieg ist. Aber auch die erfahrenen Paddler kommen auf ihre Kosten, als wir in unmittelbarer Nähe einen Schweinswal entdecken können, dessen charakteristische Flosse immer wieder auf- und abtaucht. Wir fahren weiter in das Baltrumer Wattfahrwasser ein, zunächst entlang von Tonnen, welche dann in einen Prickenweg übergehen. Zwar ist der Weg sehr gut zu erkennen, es sind aber auch schon einige Pricken verschwunden oder in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch die erwartete Pricke, die das Wattenhoch markiert, können wir nicht finden, wodurch die Pausenstelle auf das „Ungefähr-Wattenhoch“ verlegt wurde.

Wer möchte noch rollen? Über die Baltrumer Balje zum Hafen

Nachdem das großzügige Angebot am Wattenhoch die Rolle zu üben keinen so großen Anklang findet – immerhin wird mit dem Paddel geprüft, ob das Wasser denn überhaupt tief genug sei – setzen wir die Fahrt entlang des Prickenweges, der schnell in die betonnte Baltrumer Balje überging, fort. Da es vor dem Baltrumer Hafen noch einige gemeine Sandbänke lauern können, ist es notwendig den Hafen in einem weiten Bogen anzufahren. Hier wurde die zuvor ruhige, fast strömungslose Landseite Baltrums ein wenig lebhafter und unsere Gruppe zerstreute sich unglücklich. Schnell wurde unser Grüppchen aber wieder zusammengepfercht und die Hafeneinfahrt gelang wieder beisammen. Da das Wasser immer noch hochstand, hatten wir das besondere Glück, im Hafen noch über den Strand statt durch den Schlick anzulanden. Direkt angrenzend durften wir am Yachthafen auch unsre Zelte aufschlagen. Zu Lande gab es noch eine kurze Rückschau auf die Tour und im Anschluss wurde je nach individueller Priorisierung Sonne getankt, Fischbrötchen gegessen, geduscht oder Zelte aufgebaut. Eine kleine Gruppe Mutiger zog es dann noch im Kajak auf die Westseite der Insel, um noch ein wenig mit Wind und Welle zu spielen. Je nach Erfahrungsstand bewegte sich die Aktion dort zwischen Aufregung und Routine.

„Das sieht ja aus wie Empelde“ – Eindrücke einer ostfriesischen Insel

Um den Abend ausklingen zu lassen verlassen wir den Zeltplatz, um das kulinarische Angebot der kleinsten Ostfriesischen Insel kennenzulernen. Auf dem Weg zwischen Hafen und Ort, der hauptsächlich von Pferde- und handgezogenen Wagen benutzt wird, erblicken wir die Backsteinbauten Baltrums. Die architektonische Anlehnung wird uns sofort bewusst: „Das sieht ja aus wie Empelde“. Nach einem schönen Essen auf einer sonnigen Terrasse entschließen wir uns noch zur Westseite zu gehen, um dann über die nördliche Promenade zum Hafen zurückzuspazieren. Wir werden mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang mit Blick auf Norderney belohnt. Zurück am Hafen und bei unseren Zelten erschließt sich uns, warum so viele Bootsplätze belegt sind: Es ist Party im Yachthafen und die umliegenden Vereine sind ebenfalls eingeladen. Vom musikalischen Spätprogramm ist nicht jeder so begeistert und so wird es für einige von uns eine kurze Nacht.

Frühstück, Einpacken und Einbooten

Der nächste Morgen beginnt bei bester Laune und schönstem Morgenrot. Beim Frühstück gab es sogar Kaffee vom Campingkocher! Zelte schnell zusammengebaut und um acht Uhr trafen wir uns schon an der Slipanlage zum Einbooten. Das Niedrigwasser machte nur einen tiefen Einstieg an der Rampe möglich, sodass einige nochmal zurück Richtung Hafen zum Einbooten gingen, um auch ihr Boot vor den Miesmuscheln, die es sich an der Spundwand der Slipanlage gemütlich machen, zu schützen.

Nordseefahrt nach Baltrum September 2023 KSC Hannover
Nordseefahrt nach Baltrum September 2023 KSC Hannover

Hafen bis zum Nordstrand

Aus dem Hafen heraus ging es zwischen den Inseln hinaus auf die Seeseite Baltrums. Der Wind hatte im Vergleich zu gestern zugelegt und es gab auch ein wenig Welle, wenn auch alles noch im Bereich des für Seekajak-Anfänger Machbaren war. Wir konnten über die überspülten Buhnen fahren und nach gut einer Stunde erreichten wir den Nordstrand, wo ein Teil von uns eine ausgeprägte Pause genoss, während zwei Mutige mit der vorgelagerten Brandung spielten.

Über die berühmte Tonne A9/B26 zurück nach Dornumersiel

Dieser Teil der Fahrt ist der deutlich anstrengendste der gesamten Tour. Einerseits hat die Strömung durch auflaufendes Wasser zugenommen, dann bewegten wir uns zunächst ostwärts, wodurch die Wellen unangenehmerweise von der Seite kamen. Wir steuerten frühzeitig in einen Nordost-Kurs auf die Tonne A5, um die Brandungsgebiete mit den höchsten Wellen zu umfahren. Trotz Umfahrens hat es uns ordentlich durchgeschüttelt und es war ein starker Kontrast zum Vortag; wir blieben glücklicherweise alle im Boot. Angekommen im Fahrwasser der Accumer Balje wurde es schnell ruhiger und der Weg entlang der Tonnen südwärts verlief ruhig und fast entspannt, da einem die Strömung des auflaufenden Wasser, dass sich zwischen die Inseln zwängen muss, ordentlich Rückenwind gibt. Bei der Tonne A9/B26, die wir bereits vom Hinweg kannten, steuern wir einen Ostkurs ein, um nicht durch die Strömung eventuell in das falsche Fahrwasser gedrückt zu werden. Zunächst entlang der Tonnen erreichten wir nun wieder den Prickenweg zum Yachthafen.

Gruppenfoto, Stärkung und zurück nach Hannover

Nach einem fordernden zweiten Tag, bei der sich die Nordsee bei der Einfahrt ins Gatt auch mal von seiner welligen Seite zeigte, müssen wir zum Abschluss der Fahrt noch ein gemeinsames Gruppenfoto machen. Prompt tauchte auch ein netter Herr vom Yachtklub auf, der uns diesen Wunsch erfüllt. Im Anschluss tauschten wir nach einer Dusche unsere schicken, salzverklebten Paddelsachen wieder gegen die zivile Kleidung, luden die Boote auf und packten alles abfahrbereit zusammen. Der Abschluss bildete ein gemeinsames Essen im sehr überzeugenden Fischimbiss. Die Tour war ein voller Erfolg und hat allen Teilnehmern viel Spaß gemacht. Eine Frage drängte sich aber ganz besonders auf: Wann fahren wir das nächste Mal?

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